Am Samstag bin ich um 5.48 h aufgebrochen in mein Abenteuer Richtung Österreich. Hier habe ich mir selbst einen lang gehegten Herzenswunsch erfüllt. Ich habe an der Text-Werkstatt mit Petra Ganglbauer teilgenommen. Als mir meine Lektorin mal nicht zur Verfügung stand, fragte ich eine Bekannte nach einem Tip für einen guten Ersatz. Die Romanautorin Ursula Wiegele ( Cello stromabwärts, etc) vermittelte mir den Kontakt zu Petra Ganglbauer.
Bereits nach dem ersten Telefonat, in dem wir ein Projekt von mir durchsprachen, war mir klar, daß ich an einen genialen Geist geraten war. Als sie mir in ihrem herrlichen Wienerisch sagte: Juliane, du hast da eenen Bruch drinnen in der Erzählperpektive ( ich kann das nur akkustisch nachmachen;), wußte ich sofort, sie hat recht.
Petra ist Literatin, Radiokünstlerin, Lyrikerin- und ein ganz besonderer Mensch.( Wobei sie bereits den zweiten Teil dieses Satzes als Klischee bezeichnen würde;). Wenn Ihr bei Facebook ihren Namen eingebt, müßtet ihr auf ihr Autorin-Seite landen. Dort könnt ihr mal schauen, was sie so alles macht. Viele Jahre hat sie auch bis jetzt die Wiener Schreibpädagogik mit gestaltet und unterrichtet. Ich habe mir dann für verschiendene Projekte ihr Feedback eingeholt. Es hatte immer Hand und Fuß. Ihre Textkritik zielte immer genau ins Schwarze und hat mich stets enorm vorangebracht. Schon immer hatte ich sie gerne persönlich kennenlernen wollen.
Da saßen wir also im wunderschönen Studio mit Seeblick in der Wohnung von Erika Kronabitter und schauten direkt auf den Bodensee hinaus. Wir waren 8 Autorinnen, und 2 Autoren. Petra hat uns den Blick geweitet, uns inspiriert, dann wieder unsere Gedanken phasenweise enggeführt- um unser Augenmerk auf bestimmte Punkte zu lenken. Unter ihrem sezierenden Blick auf Sprache , wurde jede(r) von uns, auseinandergenommen. Immer aber im konstruktiven Klima, auch die Stärken herausstellend und mit konkreten Anregungen, wie wir unsere Texte steigern können. Wir haben um die rechten Worte gerungen- und um die rechten Auslassungen. Die Leerstellen sind es, die einen Text erst richtig interessant machen. Es gab viele Überraschungen. So schrieb ein Autor, der nach eigenen Angaben mit Lyrik nicht viel anzufangen wußte zu seinem und unserem Erstaunen selbst ein Gedicht. In einer Übung sollten wir ein Setting einmal in unserem eigenen Stil und einmal überladen, opulent, “ öltriefend“, wie Petra es nannte schreiben. Bei zwei Schreibenden entstand war, auch zu unserer Überraschung der sogenannte “ überladene“ Text der weitaus bessere.
Die betreffende Autorin sagte: “ An meinen eigenen Stil habe ich so einen hohen Perfektionsanspruch, der immer auch Druck erzeugt.“ Wir wurden alle Zeuge wie die Abwesenheit dieses Drucks, ihr dazu verhalf sich sprachlich zu steigern und ihre eigene Handschrift zu finden.
Auch das Zusammensein und die Rückmeldung der anderen Autoren haben mich sehr bereichert. Ich habe mich so wohl gefühlt wie ein Fisch im Meer.
Nach acht Stunden Textarbeit hatten wir den Samstag Abend zur freien Verfügung. Ich bin auf den Tip einer Autorin aus Bregenz hin im Cafe Cuenstler gelandet und hatte dort einen absoluten Schreibflow. Enstanden ist eine Erzählung.
Ratet mal, was Petra gerade macht?
Ganz genau sie seziert diesen Text mit Skalpell( und Herz):)